„Die größte Waschmaschine Vorarlbergs“
Das Ende der Deponie? Österreichs größte Recyclinganlage ergänzt das Kreislaufwirtschaftszentrum von Rhomberg Bau.
200 000 Tonnen mehr pro Jahr, eine Verarbeitungskapazität von bis zu 200 Tonnen pro Stunde: Mit ihrer neuen Recyclinganlage für Bodenaushubmaterial im Ressourcen Center Rheintal (RCR) – der „größten Waschmaschine Vorarlbergs“, wie Stefan Rusch, Geschäftsführer für den Bereich Bau & Ressourcen bei Rhomberg Bau, die Anlage scherzhaft bezeichnet – ist die Rhomberg Bau GmbH ihrem Ziel der Kreislaufwirtschaft einen großen Schritt nähergekommen.
„Mit der Nassaufbereitungsanlage machen wir deutlich mehr Bodenaushub weiter nutzbar, als uns dies bislang möglich war“, erklärt Rusch. „Dabei reinigt die Anlage sogar Material, dessen verschlämmter, also mit Schlamm versetzter Anteil, bei bis zu 50 Prozent liegt. Das ermöglicht es uns, Böden zu verarbeiten, die bisher auf die Deponie mussten.“ Die alte Anlage wird weiter genutzt und erhöht die Leistungsfähigkeit des Centers zusätzlich.
Wie effizient die Anlage arbeitet, verdeutlicht Geschäftsfeldleiter Lukas Fleisch: „Für den Bau eines Standard-Einfamilienhauses werden rund 440 Tonnen mineralischer Rohstoffe benötigt. Diese Materialmenge schaffen wir hier bei Rhomberg Bau jetzt in weniger als drei Stunden.“ Überhaupt ist Fleisch stolz auf das neueste Mitglied des Kreislaufwirtschaftszentrums von Rhomberg Bau: „Unsere Nassaufbereitungsanlage ist die fortschrittlichste ihrer Art in der Region. Sie ermöglicht es uns, unseren CO2-Fußabdruck weiter zu verringern und gleichzeitig der bevorstehenden Verknappung natürlicher mineralischer Rohstoffe vorzubeugen.”
Wichtiger Schritt auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft
Die Investition ist für den Vorreiter bei der Ressourceneffizienz im Bausektor ein weiterer Schritt in der Entwicklung des RCR zu einem Kreislaufwirtschaftszentrum für die wohnortnahe Versorgung der Vorarlberger Bevölkerung mit hochqualitativem Baumaterial. „Die Anlage macht aus Bodenaushüben mit geringstem Energie- und Wassereinsatz unter anderem Sande und Gesteinskörnungen für die Herstellung von Beton und Asphalt, Kiese oder Split für zum Beispiel Frostkoffer“, führt Fleisch aus. Interessant sei das vor allem für die Rhomberg-Tochterunternehmung MIGU Asphalt-Baugesellschaft m.b.H., die bereits heute Beläge mit 100 Prozent Asphaltrecycling einbauen kann. „Und sogar die Reste, der sogenannte Filterkuchen, können je nach Qualität zur Erden- oder Ziegelproduktion verwendet werden. Damit schaffen wir es im Idealfall, jede zugeführte Tonne wiederzuverwerten.“ Für ihn ist das ein wichtiger Beitrag zu der auch vom Umweltministerium geforderten verbesserten Nutzung von Bodenaushüben und den darin enthaltenen Rohstoffen. „Das verringert die Deponiemengen erheblich und schont gleichzeitig die Ressourcen im Land“, bringt er es auf den Punkt.
Auch Transportbewegungen werden auf ein Minimum reduziert, da auf Baustellen kaum mehr Leerfahrten entstehen – jeder LKW, der Aushub im RCR anliefert, kann frischen Rohstoff mit zurück auf die Baustelle nehmen. Und die hochwertigen Zuschlagstoffe für die Betonindustrie können sogar direkt vor Ort im Werk von Express Beton verwendet werden.
Ähnlich sorgsam geht die neue Anlage mit der Ressource Wasser um: Brauchwasser wird nahezu vollständig wiederaufbereitet und zurückgeführt, lediglich knapp zehn Prozent verdunsten oder verbleiben im feuchten Material. „Wir verfügen über einen geschlossenen Wasserkreislauf für den Betrieb“, erklärt der Geschäftsfeldleiter.
Die moderne Recyclinglösung integriert verschiedene, fortschrittliche Technologien, darunter eine bestehende Brech- und Siebanlage, ein vollautomatisches Aufgabesystem, eine Dichtetrennung sowie Radialförderer. Vorteile bringt die hochmoderne Anlage auch bei der Steuerung hinsichtlich der Mengen: „Hier werden wir sehr viel flexibler, können etwa weniger benötigte Gesteinsgrößen stärker zerkleinern und so das Volumen von bevorzugten Materialfraktionen maximieren“, erläutert Fleisch. Der Massenstrom wird ebenfalls genau überwacht, so dass Rhomberg über eine exakte Massenbilanz in der gesamten Anlage verfügt, einschließlich des Überkorns und der Nebenprodukte.
Ausblick: vom Abbau zum Urban-Mining-Center
Für die Verantwortlichen der Rhomberg Bau Gruppe ist das firmeneigene Ressourcen-Center in Hohenems-Unterklien nicht erst seit der Inbetriebnahme der neuen Nassaufbereitungsanlage ein wichtiges Nachhaltigkeitsprojekt für die Zukunft. Und die Entwicklung ist laut Aussage von Stefan Rusch auch lange noch nicht abgeschlossen: „Idealerweise werden wir dort weiterhin mineralische Rohstoffe gewinnen. In jedem Fall aber werden wir das Ressourcen- als ‚Urban Mining Center‘ in erweitertem Maße nutzen, um Baumaterialien jeglicher Art für die heimische Wirtschaft aufzubereiten.“
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